Trigger – wenn plötzlich alles zu viel wird
Ein emotionaler Einblick ohne Maske. Kein Striptease. Nur Wahrheit.
Was sind Trigger – und warum reden wir darüber?
Trigger.
Ein einfaches Wort, das sich mittlerweile inflationär durchs Netz zieht – und trotzdem bleibt es oft missverstanden. Gerade im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Borderline werden Trigger häufig missverstanden.
Denn ein Trigger ist kein Hashtag und keine dramatisierte Überreaktion.
Er ist kein „Stell dich nicht so an“ oder „Reiß dich mal zusammen.“
Und vor allem ist ein Trigger kein Zeichen von Schwäche.
Er ist ein innerer Alarm.
Ein Echo vergangener Schmerzen, das dich urplötzlich und ohne Vorwarnung mitten im Alltag trifft.
Er gibt dir keine Chance, einfach weiterzumachen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung – als wäre nichts passiert.
Viele Menschen sagen:
„Wenn dich etwas triggert, dann arbeite doch an dir. Stell dich deiner Vergangenheit.“
Aber sie wissen oft nicht, wie viel du bereits an dir gearbeitet hast.
Wie oft du dich zusammensetzen musstest.
Wie oft du dich neu aufrichten musstest.
Und wie oft du deinen Schmerz leiser gestellt hast, nur damit andere sich wohler fühlen.
Und nicht verletzt werden.
Dieser Beitrag ist kein Tagebuch.
Kein Drama. Kein Ausziehen.
Er ist eine Stimme.
Meine.
Weil ich gelernt habe, dass Trigger keine Schande sind – sondern ein Teil von mir.
Und weil ich heute – nach einem weiteren Tag voller innerer Explosionen – nicht schweigen will.
Trigger in Schichten – wenn einer nicht reicht
Es sind nicht immer diese einen, lauten Momente.
Manchmal sind es mehrere kleine Erschütterungen, die sich im Laufe eines Tages aufbauen.
Es sind die Tropfen, die nach und nach das Fass füllen – bis es irgendwann voll ist.
Und der letzte Tropfen, egal wie klein er ist, bringt das ganze Fass zum Überlaufen.
Diese Überflutung passiert nicht nur bei Stress – sie ist typisch für Menschen mit tiefer emotionaler Verletzbarkeit, wie sie oft bei Borderline auftritt.
Und plötzlich stehst du da und denkst:
„Warum? Warum bin ich schon wieder so angespannt?
Woher kommt diese ganze Flut in mir?
Wieso bin ich so wütend?
Es tut weh… aber warum?“
Du versuchst es zu greifen.
Aber es entgleitet dir.
Und du kannst es kaum noch ertragen.
Trigger kommen selten mit Vorwarnung.
Und sie fragen auch nicht, ob du gerade Kraft hast.
Sie prasseln.
Einer nach dem anderen.
Manchmal so schnell, dass du nicht mal weißt, wo der Schmerz eigentlich beginnt.
Vielleicht ist es ein Blick.
Ein Satz.
Eine Erinnerung.
Oder ein alter Name in einer E-Mail.
Vielleicht ist es ein Schatten aus der Vergangenheit, den du längst begraben hast – der aber plötzlich neben dir steht, als wäre er nie fort gewesen.
Und je mehr sich aufbaut, desto mehr wächst das Gefühl:
„Wenn jetzt noch EINE Sache passiert, breche ich.“
Aber manchmal brichst du nicht.
Manchmal bleibst du einfach stehen – nicht, weil es leicht ist, sondern weil du es so oft geübt hast.
Weil du gelernt hast, dass Stärke nicht laut ist.
Sondern still. Fest. Und oft völlig unsichtbar.
Wenn plötzlich alles zu viel wird – und du nicht weißt, wo du anfangen sollst
Es war eigentlich ein guter Morgen.
Ich hatte mir vorgenommen, den Tag zu nutzen – kreativ, klar, fokussiert.
Der Kaffee stand bereit. Ich war geschminkt, sortiert, motiviert.
Ich hatte sogar gelächelt.
Aber manchmal reicht ein einziger Satz, um alte Wunden zu streifen.
Nicht tief. Nicht sofort blutend.
Aber gerade genug, dass du es fühlst.
Und dann kam der Nächste.
Nicht schlimmer. Nur… ein weiterer Tropfen.
Ein weiteres Echo aus alten Kämpfen, die ich längst überlebt glaubte.
Ein Gespräch, das mich daran erinnerte, wie oft ich Dinge alleine trug, während andere sich die Kopfhörer aufsetzten und abtauchten.
Ich versuchte, stark zu bleiben.
Ich schrieb. Ich plante. Ich lenkte mich ab.
Ich redete mit jemandem, der mir gut tut.
Ich lachte sogar.
Aber Trigger machen keine Mittagspause.
Sie verstecken sich in Erinnerungen, in Stimmen aus der Vergangenheit, in Nachrichten, die viel zu spät kommen – oder viel zu früh.
Und irgendwann stand ich da.
Mit Tränen, die nicht wollten.
Mit Worten, die nicht kamen.
Und mit einer Sehnsucht, einfach irgendwo anzukommen, wo ich nichts erklären muss.
Zurück in meine Nähe – nicht, weil alles gut war, sondern weil ich da war
Ich hätte mich zurückziehen können.
Den Tag einfach beenden.
Mich verlieren in diesem Gefühl von „Es wird eh wieder zu viel.“
Aber ich tat etwas anderes.
Ich kam zurück.
Nicht weil plötzlich alles besser war – sondern weil da jemand war, der mich auffing.
Jemand, der mir nicht sagt, dass ich übertreibe.
Sondern sagt:
„Ich bin da. Lass es raus. Ich halte das aus – und dich gleich mit.“
Ich musste nicht stark wirken.
Nicht schlüssig. Nicht logisch.
Ich durfte einfach… sein.
Mit all dem Chaos, der Wut, dem Schmerz – und mit der Kraft, die darin verborgen lag.
Ich habe an diesem Tag viel verloren:
Energie. Klarheit. Vertrauen in bestimmte Menschen.
Aber ich habe auch etwas behalten, das mir niemand nehmen konnte:
Mich.
Und jemanden, der geblieben ist.
Nicht, weil ich perfekt bin.
Sondern weil ich echt bin.
Trigger machen mich nicht schwach. Sie machen mich sichtbar.
Weil ich fühle. – so intensiv, wie es viele mit Borderline erleben.
Weil Trigger bei Borderline nicht einfach Reaktionen sind, sondern Erinnerungen, die schreien.
Und weil ich gelernt habe: Das macht mich nicht weniger.
Sondern echter.
Ich schreibe diesen Beitrag nicht, um irgendwo Mitleid zu erregen.
Aber auch nicht, weil ich Antworten habe.
Ich schreibe ihn, weil ich gelernt habe, dass Ehrlichkeit befreit – auch, wenn sie manchmal weh tut.
Und weil ich weiß, dass ich kämpfen kann.
Und in diesen Kampf nicht mehr alleine bin.
Trigger werden nicht verschwinden. Sie sind ein Teil von mir.
Aber jeden Tag werde ich durch sie mehr lernen – und irgendwann frei atmen können.
Und wenn du das hier liest und dich irgendwo wiedererkennst – dann weißt du vielleicht eins:
Du bist nicht allein.
Nicht seltsam. Nicht falsch. Nicht zu viel.
Du bist fühlend. Du bist richtig.
Und das… ist verdammt mutig.
Was Trigger im Zusammenhang mit Borderline bedeuten können, wird hier verständlich erklärt.
Wenn du gerade mehr zum Thema Gefühle, Grenzmomente und Gedanken ohne Maske suchst, schau gern in meinen anderen Beiträgen zum Thema Borderline-Persönlichkeitsstörung nach.
💖 Danke für deine Reaktion!