Zehn Jahre. Ein Satz. Und ich lächle wieder.

Gestern war der Tag, vor dem ich mich gefürchtet habe.
Ich saß morgens hier – nervös, aufgebracht, wütend und ängstlich.
Bereit zu kämpfen. So, wie ich es seit zehn Jahren tue.

Ich zog mich an, warf einen Blick in den Spiegel. Mein Make-Up half nicht – Bad Day halt. Aber Aufgeben war keine Option.
Zusammen mit meinem Mann und meiner 15-jährigen Tochter machte ich mich auf den Weg – zu einem Gespräch, von dem alles abhing.
Mit Menschen, die über unsere Zukunft entscheiden konnten.

Dann: Warten. Fast 30 Minuten.
Meine Nervosität stieg ins Unermessliche. Ich wollte funktionieren. Abliefern. Alles geben.
Und als wir endlich hereingerufen wurden – ließen sie meine Tochter draußen.
Sie wollte bleiben. Ich wollte kämpfen. Ich hätte beinahe mit meiner Anwältin gedroht.
Aber ich schluckte es runter. Hör dir an, was sie sagen. Bleib ruhig.
Und ich hörte zu. Fast zwei Stunden lang.

Und dann … sagten sie es.
„Die Rückführung wird eingeleitet.“

Zehn Jahre habe ich auf diesen Satz gewartet.
Zehn Jahre voller Hoffnung, Zweifel, Angst, Verzweiflung.
Zehn Jahre, in denen ich dachte: Vielleicht kommt sie nie zurück.

Damals ging es mir schlecht. Sehr schlecht.
Ich suchte Hilfe, war stationär, am Ende.
Ich wuchs – aber ich veränderte mich nicht.
Meine Klappe war oft größer als mein Herz. Mein Impuls schneller als mein Verstand.

Dann – ein Moment, ein falscher Satz. Eine Drohung, die ich nicht ernst meinte.
Und alles kippte. Das Sorgerecht weg. Gefahr fürs Kind, so hieß es.
Ein 70-seitiges Gutachten, das mich zerlegte.

Ich kämpfte. Jahre lang.
Ich wurde nicht gehört. Nicht gesehen.
Ich wurde klein gemacht. Gefühlt zerbrochen.

Aber ich gab nie auf.

Und dann kam gestern dieser Satz.
„Die Rückführung wird eingeleitet.“
Noch ist es „ein Versuch“. Noch ist nichts vollständig.
Aber es ist der Anfang vom Ende dieses endlosen Kapitels.

Und deshalb schreibe ich diesen Beitrag.
Weil ich es selbst noch nicht fassen kann.
Weil ich es festhalten muss.
Weil mein Herz langsam wieder atmen darf.

Ich bekomme meine Tochter zurück.
Und das ist das schönste Geschenk, das man mir machen konnte.

Ich habe gelitten. Geweint. Gebrüllt.
Ich war am Ende.

Und jetzt?
Jetzt stehe ich hier. Mit einem Lächeln.

„Ich hab gefühlt, gelitten, geweint – aber heute?
Heute funktioniere ich. Und ihr werdet sehen, wie das aussieht.“

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