Struktur gegen den Sturm – Warum Ordnung für mich Überleben ist

Ich sag’s, wie’s ist:
Wenn du mit Borderline aufwachst, ist der Morgen kein sanftes Ankommen –
sondern ein mentaler Hürdenlauf.
Ich stehe noch im Pyjama am Start, während in meinem Kopf schon das Chaos tobt.
Struktur? Ist da das Einzige, was mich nicht sofort zerreißt.

Egal, wie gut ich geschlafen hab. Egal, wie gut gelaunt ich bin.
Mein Kopf ist trotzdem voll.
Gedanken, Reize, Gefühle – alles prügelt sich darum, wer zuerst Chaos anrichten darf.

Und dann kommt jemand und fragt:
„Na, wie hast du geschlafen?“

Antwort in meinem Kopf:
„Sprich mich nicht an. Noch ein Ton, und mein innerer Server crasht.“

Deswegen brauche ich meine festgelegten Schritte:
Katzen versorgen. Duschen. Latte Macchiato. Durchatmen.
Erst danach kann ich mit der Welt klarkommen.

Und ja – manchmal setze ich mir die Kopfhörer auf, ohne Musik.
Nicht, weil ich trendy sein will.
Sondern, weil ich die Welt kurz dämpfen muss, bevor sie mich überrollt.

Alltag mit Borderline – Wenn Chaos keine Pause macht

Es gibt keine Pausentaste. Kein „Jetzt kurz normal sein“.

Borderline ist nicht das Drama aus Filmen –
es ist die Lautstärke im Kopf, die niemand sieht.

Ich kann lachen, funktionieren, sogar produktiv sein.
Aber gleichzeitig zerreißt es mich innerlich.

Ein falscher Ton.
Eine unausgesprochene Erwartung.
Eine Veränderung im Ablauf.

Und zack – die Struktur bricht weg.
Und mit ihr meine Stabilität.

Für andere ist das „nur eine Kleinigkeit“.
Für mich ist es der Moment, in dem sich alles verschiebt.
Wie Domino-Steine, die nicht mehr aufhören zu fallen.

Und ja – ich arbeite daran. Jeden. Einzelnen. Tag.
Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht trotzdem falle.
Es bedeutet nur, dass ich mir selbst beigebracht habe, langsamer zu fallen.

Borderline und Struktur – Mein verdammter Rettungsanker im Alltag

Ich brauche Pläne.
Nicht, weil ich alles kontrollieren will – sondern, weil ich sonst einfach untergehe.
Mein Alltag funktioniert nur, wenn ich weiß, was auch mich zukommt.
ToDo-Listen. Kalender. Notizen.
Ja… ich muss einfach verdammt vorbereitet sein.
Denn das ist mein Netz. Mein Sicherheitsseil.

Ich erstelle mir meine Listen nicht, weil es irgendwie trendy ist oder süß aussieht,
wenn man sich einen Kalender mit Washytapes markiert.
Wenn ich mir etwas vornehme, dann hat das für mich einen bedeutenden Sinn.
Es gibt mir Halt.
Und dabei geht es noch nicht einmal, ob ich wirklich alle Punkte streng abarbeite oder eine bestimmte Reihenfolge einhalte.
Aber wenn ich mich verliere, weiß ich, das hier ist dein Fokus.

Doch, wenn dann plötzlich jemand ankommt und sagt:
„Lass nun mal XY machen. Deinen Kram kannst du auch ein anderes Mal erledigen…“

…dann bricht mein System zusammen.
Weil ich nicht einfach spontan umschalten kann.
Weil alles, was ich mir mühsam strukturiert habe, mit einem Satz zerstört wird.

Es fühlt sich an,
als würde jemand das Jenga-Türmchen in meinem Kopf mit voller Absicht umstoßen –
und dann erwarten, dass ich lache.

Nein.
Ich lache nicht. Ich verliere mich.
Und genau das ist der verdammte Unterschied.

Kontrolle? Nein danke. Sicherheit? Hell yeah.

Ich habe keine Ahnung, wie oft ich bisher für meine Listen belächelt wurde.
Wie oft andere wegen meiner Abläufe die Augen verdrehten und meinten, ich würde mich wie ein Roboter verhalten, der einfach nur funktionieren will.

Aber weißt du was?
Nein, Mann. Ich will nicht funktionieren.
Ich will einfach leben und das auf meine Art!

Ich habe gelernt, dass Borderline und Struktur einfach ein für mich gut funktionierendes Mittel sind.
Zusammen.
Und genau deswegen hat alles seinen Sinn, wenn ich mir etwas vornehme.
Nicht, weil ich stur bin und ignoriere, was andere vorschlagen.
Sondern weil ich selbst am besten weiß, was mir hilft.

Es ist immer leicht, von außen zu sagen:
„Mach das doch später.“
Oder: „Das ist doch nicht so wichtig.“

Aber doch. Für mich ist es wichtig.
Und wer das nicht versteht – muss mich auch nicht verstehen.
Allerdings kommt dann auch nicht ständig an und versucht mich zu beurteilen.

Struktur ist keine Schwäche.
Sie ist mein Weg, mit der Welt klarzukommen.
Und ich alleine darf entscheiden, wie dieser Weg aussieht.

Was viele nie verstehen werden
(und ich auch nicht mehr erklären will)

Ich habe irgendwann aufgehört, mich ständig zu erklären.

Warum ich Listen schreibe.
Warum ich „schon wieder“ an Struktur denke.
Warum spontane Änderungen mich überfordern.

Aber es geht nicht nur um Listen.
Es geht um Veränderungen im Alltag, die für andere banal sind –
aber für mich das komplette System sprengen.

Ein Plan fällt aus.
Ein Termin wird verschoben.
Jemand entscheidet etwas für mich, ohne mich einzubeziehen.
Oder schlimmer:

Jemand, der mir Halt gibt, zieht sich zurück. Verlässt mein Leben.
Und reißt mir damit mehr als nur den Boden unter den Füßen weg.

Denn Veränderungen betreffen nicht nur den Kalender.
Sie betreffen mein Herz. Meine Sicherheit. Meine Stabilität.

Ich lebe mit Borderline.
Und ja – ich habe meinen Weg gefunden, damit umzugehen.

Wenn du das nicht verstehst – ist das okay.

Was nicht okay ist:
So zu tun, als müsste ich „einfach stärker sein“.

Ich passe mich jeden Tag an.
An mich selbst. An die Welt.
Und glaub mir:
Das ist mehr, als viele jemals mussten.

Ich erwarte kein Mitleid.
Ich erwarte nur:
Lass meine Struktur in Ruhe.
Und respektier, dass Veränderung für mich nicht einfach ist.

Denn diese Struktur hält mich zusammen –
wenn alles andere zerfällt.

Borderline ist kein Drama – Ich kämpfe mit Struktur

Ich bin nicht kompliziert.
Ich bin nur organisiert – um zu überleben.

Ich lebe mit Borderline.
Ich brauche Struktur.
Und ich bin müde davon, das ständig rechtfertigen zu müssen.

Ich kontrolliere nicht die Welt.
Ich halte mich selbst zusammen.

Also bitte…

Bevor du das nächste Mal urteilst –
frag dich, ob du jemals so sehr kämpfen musstest,
nur um morgens aufzustehen und dich nicht selbst zu verlieren.

Ich tue es. Jeden Tag.
Mit Listen, ToDo’s, Regeln –
und verdammt viel Herz.

borderline und struktur

Mehr über mich und mein Leben mit Borderline und Struktur findest du hier.

Selbsthilfe bei Borderline. Hier findest du dazu einen weiteren interessanten Artikel.

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